Publikation

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Gesine Borcherdt

be # 18 / 2011 <>

Zurück in die Zukunft
Über die Arbeit von Lars Mikkes (DK)
Die Installationen und Gemälde des dänischen Künstlers Lars Mikkes entfalten ein Science-Fiction-Panorama, das wie ein geistiger Raumteiler zwischen dem Anspruch des Erhabenen und der Adaption von Trashkultur wirkt. Spielzeugaffen und außerirdische Wesen, Hightech-Utensilien und Mönchskutte, experimentelle Pseudo-Astronomie und getrocknete Blätter demonstrieren die Spannbreite, mit der Mikkes dem Ursprung der Menschheit, ihren Mythen, Ritualen und Utopien zu Leibe rückt. Science-Fiction dient ihm dabei als Genre, das einerseits archaische Kräfte und Ur-Ängste weckt, andererseits den Menschen über sich selbst hinauswachsen lässt, ihn in alternative, von Hochtechnologie durchwirkte Lebensformen einbettet und mit der Vorstellung von fremden Spezies konfrontiert. „Ich nutze Science-Fiction als Metapher, als indirekten Weg, um die Welt, in der wir heute leben, zu begreifen“, erklärt Mikkes und fügt hinzu, dass ihn Filmemacher wie Stanislaw Lem, Andrei Tarkowski und Stanley Kubrick ebenso faszinieren wie etwa die Autoren und Künstler Rainer Maria Rilke, Joseph Beuys, Marcel Proust und Albert Camus – allesamt Protagonisten, die sich keinem geringeren Thema als der menschlichen Tragödie verschrieben haben.

In Mikkes’ oft großformatiger, schwungvoll durchgearbeiteter Malerei schweben Raumschiffe, hocken undefinierbare Wesen oder starren fliegenartige Augen den Betrachter an, in deren Spiegelung sich futuristische Szenarios abspielen. Auch in seinen raumgreifenden Installationen, die mal wie physikalische Versuchsanordnungen, mal wie Spielwiesen mit Spuren religiöser Rituale und ironischen Anspielungen daherkommen, etwa einem sonnenbebrillten Affen in Mönchskutte, wird klar, wie sich Mikkes’ geistige Bezüge in seinem Werk niederschlagen. Über das augenscheinlich simple, poppig-trashige Erscheinungsbild seiner Arbeiten geht der Künstler hinaus, indem er immer wieder auf den Menschen am Abgrund verweist. Utopien, Fantasien, Rituale und Glauben, kurz: Innere Stützen aus archaischen Quellen schimmern hier ebenso durch wie der seit dem 19. Jahrhundert weit verbreitete Fortschrittsglaube, der zugleich mit der Angst vor Gefahren und Auswüchsen der Technik einhergeht.

Verselbstständigt und außer Kontrolle geraten, droht sie stets, den Menschen irgendwann wie einen Golem zu beherrschen – und ihn womöglich zu vernichten.

Mit diesem Ansatz wohnt Mikkes’ Werk ein romantisches Element inne: Ähnlich wie Caspar David Friedrichs Der Mönch am Meer (1808–10) sieht er den Menschen in Ehrfurcht vor dem Sublimen und Unbeherrschbaren, wobei er zugleich einen angsterfüllten Schrei wie in Edvard Munchs expressionistischem Gemälde Skrik (1893) auszustoßen scheint. Im Vergleich zur Wende vom 19. auf das 20. Jahrhundert wirkt die Angst angesichts der Verlorenheit des Menschen heute diffuser. Wir akzeptieren Gottes Tod und haben uns stattdessen der Technik verschrieben, die ihre Bedrohung für uns offenbar verloren hat, uns domestiziert erscheint – dabei dominiert sie unsere Gesellschaft längst mit vermeintlich harmlosen Informations- und Unterhaltungsformaten wie Computeranimationen, Internet und anderen Formen von Konsumkultur. So bewegt sich der Mensch durch einen zivilisatorischen Irrgarten, der seine Instinkte unterdrückt und Traditionen verdrängt – ein Umstand, der ihn ängstlich und unsicher macht, sobald die Benutzeroberflächen abgeschaltet sind. Mikkes erinnert in seinem Werk an diese Instinkte, indem er sie in popkulturelle, leicht konsumierbare Formen verpackt, die uns zugleich vertraut und fremd erscheinen.

Seine jüngste Bilderserie Avatar (2011) – angelehnt an die insektenhaften Außerirdischen aus James Camerons Kino-Blockbuster von 2009 – scheint daher oberflächlich zwar ein Thema des alltäglichen Entertainment-Geschäfts aufzugreifen, das beim Betrachter infantile Impulse weckt. Doch zugleich wirken die in Acryl auf Leinwand entworfenen Figuren wie Botschafter einer anderen Welt, die uns an Initiationsriten unserer eigenen Kultur erinnern. Anspielungen auf Kultfilme wie Ridley Scotts Blade Runner (1982) und Alien (1979),Tarkowskis Solaris (1972), Franklin J. Schaffners Planet of the Apes (1968), David Lynchs Dune (1984) oder Boris Sagals The Omega Man (1971) klingen hier an, was sich auch in Mikkes’ anderen Werktiteln wie Discovery Solaris 2008 (2008), Evolution (Ariel II): Monks, Monkey and Robot (2011) oder Unexpected Visit (2010) widerspiegelt. Mikkes eröffnet damit ein immenses Feld von Verweisen, die von der Steinzeit übers Mittelalter bis in die Ära der Raumfahrt reichen, wodurch sein Werk einen gewissen Anspruch auf Zeitlosigkeit erhebt. Insofern lässt sich hier ein zartes geistiges Band knüpfen zu Joseph Beuys’ Anspruch an ein ganzheitliches, mythendurchwirktes Weltverständnis, das ihn auch mit Romantikern wieNovalis oder Schlegel sowie mit Friedrich Nietzsches Gedankengut von einem dionysischen Leben verbindet.

Die harte Schale von Technik und Konsum, die Science-Fiction und Popkultur im ersten Moment evozieren, ist bei Mikkes also von einem Firnis des Tragischen, zutiefst Menschlichen überzogen. Er bedient sich des romantischen Potenzials futuristischer, fiktionaler Erzählformen auf eine ironische und nonchalante Weise und vermittelt dem Betrachter damit einen Schimmer von der Idee des Allumfassenden, Erhabenen, die uns in einer positivistischen Kultur weitgehend abhanden gekommen ist. So kann der Anblick seiner bizarren Kompositionen trotz deren trashig-humoristischen Erscheinungsbilds regelrecht urtümliche Impulse wecken, die wir im Alltagsleben normalerweise unweigerlich unterdrücken.

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Künstlerhaus Bethanien magazin

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North Art Magazine

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2015
Kultur Karavanen ” At findeFynsk Folkelighed”

2012
North art magazine 138 (Stilleben)
Kunstavisen : Hollufgårds Foyérgalleriet (Udenfor tid og sted) tekst af Preben Winther

2011
Künstlerhaus Bethanien BE#18 Mission statement tekst af Gesine Borcherdt

2010
Künstlerhaus Bethanien 2010-2011

2009
(Lys) Fyns kunstmuseum Odense

2008
Bog-katalog (Hvor går vi hen herfra) Skibssmedjen Odense

2007
Bog-katalog “Immigrant” Grafisk værksted, USA vandreudstilling
Det kongelige akademi for de skønne kunstner (Beretning)

2006
Podcast musik i Dr P2 lyt til nyt, 1 nr fra (Odysse 3000)
Blandet avis-udklip (Sår) industrien Aarup. Fyns Stiftstidende m.m.

2004
Det Kongelige Akademi For De Skønne Kunstner, Beretning 2001 – 2004.
Avis artikel: Fyens Stiftstidende, (Kunstner har fundet sin oase) af Jan Salling.
Website ”Phantazm – Magasin for Parallelverdener”, Interview om ‘Odysse til
Dødsriget’ af Mads Dam.

2003
Solaris

2001
Bog: Det Kongelige Akademi for De skønne Kunstner, Beretning 1998-2001.
Tidsskrift: ( North – Art Magazine) nr. 38 Illustrationer,
Bernhard Ribbeck-novelle. “Var er et stort ord.II “
Digtsamling: (Solaris I) ikke publiceret
Bog (Magi og Folkekunst Grafik) Det Grafiske Værksted.

2000
Avisartikel: (Rejsen mod uafhængighed)
af Kulturredaktør Bente Dalgaard i Fyns Stiftstidende.
Billedbogs katalog: (Odysse to Solaris) Gallery Fabien Fryns.
Kommission: George Pompidou, Musset Modern Art, Paris.
Brandts Klædefabrik Odense.
Statens Museum for Kunst, København.
Digtsamling: (Xymako). Ikke publiceret

1998
Udstillingskatalog: (Tidløse billeder) Gallery Leoni.

1997
Digtsamling: (Sonetterne til Sisyfos). Ikke publiceret.
Musik promotions CD, med støtte fra Statens Musikråd: (Sisyfos). Ikke distribueret.
Artikel: (North Debat) nr. 40 af Forfatter og Kunstkritiker, Palle Juul Holm.

1996
Bog katalog: (GROSSE KUNST Austtellung Düsseldorf NRW).
Udstillingskatalog. (Sondringsbilleder) Galerie Gerly.
Bogserie (Dansk Kunst) anmeldelse af Torben Weirup.

1995
Katalog: (The Unforgetable Grün Horse).
Udstillings katalog: (Rejsen i billeder).
Bog (Kunstnere på Fyn) Fyns Amt.

1986
Katalog: (GRUPPE SYD).
Katalog: (Cosa Nostra) Brandts Klædefabrik.

1987
Bog (Kunstnere på Fyn) Fyns Amt.

1985
Katalog: (Charlottenborg Forårsudstilling).

1984
Samle objekt: (Kunstmappen) Den Tekniske Skole.
Bog (Seks fynske kunstnere, Grafikere) Den Tekniske Skole.